Das Erwachen des X-Chromosoms

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Blaues Chromosom vor einem Hintergrund mit DNA-Strängen und leuchtenden Farben.
Quelle: ©ustas – Adobe Stock

Auf dem X-Chromosom befinden sich krankheitsrelevante Gene, die allerdings zunächst stillgelegt sind. Im Laufe der Jahre scheint ein Teil dieser Gene aktiv zu werden, was eine Erklärung sein könnte für geschlechterspezifische Unterschiede bei altersassoziierten Krankheiten etwa des kardiovaskulären Systems.  

Frauen erkranken im Alter anders als Männer. Das betrifft beispielsweise kardiovaskuläre und neurodegenerative Erkrankungen. Ein Team der Technischen Universität München (TUM) hat einen neuen Erklärungsansatz dafür gefunden: das Erwachen von Genen auf dem X-Chromosom.

Auf dem X-Chromosom sind mehr als 1.000 Gene lokalisiert. Allerdings ist von den beiden in weiblichen Zellen vorhandenen X-Chromosomen eines stillgelegt. Es schnürt sich zu einer kompakten Struktur – dem Barr-Körperchen – zusammen, so dass die Gene nicht abgelesen werden können. Mit zunehmendem Alter allerdings lockert sich die Struktur der Barr-Körperchen und stillgelegte Gene werden wach. Und das kann ein böses Erwachen sein, weil diese Gene Krankheiten begünstigen können. Andererseits gibt es aber auch Gene auf dem X-Chromosom, die offenbar protektiv wirken.

Das Barr-Körperchen dekondensiert

Unter der Leitung von Daniel Andergassen hat die Arbeitsgruppe an der TUM die Genaktivität in verschiedenen Organen von Mäusen über verschiedene Lebensabschnitte hinweg untersucht. Bei alten Tieren war der Anteil aktiver Gene auf dem zweiten X-Chromosom im Schnitt doppelt so hoch wie bei jüngeren erwachsenen Tieren. Durch epigenetische Prozesse öffnet sich im Alter die kompakte Struktur des stillgelegten X-Chromosoms, was die Transkription vor allem endständiger Gene ermöglicht.

„Unsere Daten stammen zwar von Mäusen, aber da das X-Chromosom beim Menschen sehr ähnlich ist, gehe ich davon aus, dass bei alternden Frauen das Gleiche passieren könnte“, so Daniel Andergassen. Bei der Suche nach einer Erklärung für Genderunterschiede bei altersassoziierten Erkrankungen habe man bislang vor allem auf Hormone und Lebensstil fokussiert. Das Erwachen der Gene auf dem stillgelegten X-Chromosom sei eine weitere Perspektive, die – so weit wagt sich Andergassen vor – vielleicht sogar relevant sein könnte für das Phänomen, dass Frauen statistisch länger als Männer leben.

Quelle: Pressemitteilung der technischen Universität München vom 27. Mai 2025

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