Herz-Kreislauf-Risiken vorhersagen

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EKG-Kurve auf einem medizinischen Diagramm zur Herzdiagnostik.
Quelle: ©Gina Sanders - Adobe Stock

Beim diesjährigen ESC in Madrid wurden in einer hochrangigen Sitzung mehrere Studien vorgestellt, die die Bedeutung systemischer und lokaler Entzündungsmarker beleuchten – und damit neue Wege für Prävention, Risikostratifikation und gezielte Therapien aufzeigen.

Berkan Kurt aus Aachen präsentierte zu Beginn IL-6 als zentralen Schlüsselfaktor der Gefäßentzündung und als unabhängigen Risikomarker für kardiovaskuläre Ereignisse. „In einer Analyse der UK Biobank mit rund 49.000 Personen ohne bekannte Atherosklerose zeigte sich, dass IL-6 auch ohne klassische Risikofaktoren ein eigenständiger Hinweisgeber für MACE und kardiovaskulären Tod ist“, so Kurt. Die prognostische Aussagekraft sei teils vergleichbar oder sogar überlegen gegenüber etablierten Größen wie Blutdruck oder LDL-Cholesterin gewesen, was die laufenden Studien zur Hemmung von IL-6 zusätzlich untermauern würde, führte Kurt weiter aus.

Anschließend stellte Kenneth Chan (Oxford, UK)) bildgebende Marker wie den fat attenuation Index (FAI) aus CT-Daten vor, der lokale Gefäßentzündung sichtbar macht. „In Kombination mit systemischen Parametern wie hsCRP gelingt eine deutlich präzisere Risikostratifikation. Patient*innen mit hohen Werten beider Marker wiesen ein mehr als 20-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko auf“, so der Experte.

Darauf folgte eine Präsentation zum Konzept „SMuRFLEss but inflamed“ (SMuRFs  – standard modifiable cardiovascular risk factors). Hierunter fallen Patient*innen ohne klassische Risikofaktoren, aber mit erhöhtem hsCRP. Daten aus der Women’s Health Study über 30 Jahre belegen, dass diese Gruppe trotz niedriger Risikoscores ein deutlich erhöhtes Ereignisrisiko trägt. „In der JUPITER-Studie konnte durch Statintherapie bei diesen Patient*innen eine signifikante Risikoreduktion erzielt werden“, berichtete Paul M Ridker (Boston, USA).

Florian Kahles (Aachen) betonte den Stellenwert von hsCRP und stellte Ergebnisse aus der UK Biobank mit über 450.000 Teilnehmenden vor. Ein einzelner hsCRP-Messwert sagte MACE, kardiovaskulären Tod und Gesamtmortalität über 15 Jahre voraus, unabhängig von Risikofaktoren und BMI. In seiner Vorhersagekraft rangierte hsCRP teils über etablierten Parametern und verbesserte SCORE2 signifikant.

Abschließend präsentierte Niekbachsh Mohammadnia (Nijmegen, Niederlande) neue Daten zur klonalen Hämatopoese. Colchicin hemmte insbesondere das Wachstum inflammatorischer TET2-Varianten, die mit erhöhtem IL-6 und kardiovaskulären Ereignissen assoziiert sind. „Dies eröffnet Perspektiven für präzisionsmedizinische Strategien, die gezielt auf genetisch definierte Subgruppen abzielen“, schloss Mohammadnia.

Sonja Buske

Quelle: ESC-Session: Entzündungs- und Immunbiomarker; Late-Breaking Clinical Science: inflammation and immune biomarkers in cardiovascular risk prediction

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