Eine retrospektive Kohortenstudie bei kardiogenem Schock bestätigt das Konzept der Mindestmengenregelung. Versorgungsqualität und Outcome waren klar mit der Erfahrung der Kliniken korreliert.
Die beim diesjährigen ESC-Kongress vorgestellte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen der Mortalität von Patient*innen mit kardiogenem Schock (CS) und dem entsprechenden Behandlungsvolumen von Krankenhäusern. In die Analyse eingeschlossen wurden 220.223 Patient*innen aus 1.232 Kliniken im Zeitraum von 2017 bis 2021. Die Studie basiert auf bundesweiten Abrechnungsdaten des Statistischen Bundesamts Destatis.
Die Analyse hat klar bestätigt: Erfahrung erhöht die Versorgungsqualität, was sich in einem besseren Outcome der Patient*innen niederschlägt. Patient*innen mit kardiogenem Schock, die in Kliniken mit hoher Fallzahl behandelt werden, haben deutlich bessere Überlebenschancen.
„Unsere Analysen zeigen, dass rund 450 Krankenhäuser in Deutschland Systeme zur mechanischen Kreislaufunterstützung einsetzen. 90 % von ihnen führen jedoch weniger als 25 Eingriffe pro Jahr durch. Wir müssen eine Diskussion über Qualitätssicherung durch Mindestmengen führen“, erklärt Studienleiter Benedikt Schrage, Hamburg. Die Studienautoren empfehlen nachdrücklich eine Zentralisierung der Versorgung auf spezialisierte Zentren mit mindestens 90 CS-Fällen bzw. 25 MCS-Fällen (Mechanical Circulatory Support) jährlich.
„Wandel mitgestalten, um nicht selbst gestaltet zu werden“
Durch das sogenannte Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, das Angebot bestimmter Versorgungsleistungen an konkrete Qualitätsvorgaben zu knüpfen. Aus gesundheitspolitischer Sicht ist die Einführung von Mindestmengen nicht nur ein Instrument der Qualitätssicherung, sondern auch ein Mittel zur Steuerung der knappen Ressourcen im Gesundheitswesen. Bei geringer Fallzahl bestehe das Risiko, dass personelle und technische Ressourcen ohne nachweislichen Qualitätsgewinn verschwendet werden.
„Uns ist bewusst, dass die Mindestmengen-Thematik mit vielen Bedenken innerhalb der Gesellschaft behaftet ist und auch in der Ärzteschaft kontrovers diskutiert wird“, so DKG-Präsident Stefan Blankenberg, Hamburg. „Wir müssen allerdings dafür Sorge tragen, diesen Wandel durch unsere Expertise mitzugestalten, um nicht selbst gestaltet zu werden.“ Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie begleite die Entwicklung daher inhaltlich sehr sorgfältig vor allem durch interdisziplinär besetzte Kompetenzgruppen, die Eingriffe unterschiedlicher Komplexität im Rahmen der Qualitätsoffensive bewerten und entsprechende Handlungsvorschläge erarbeiten.
Dettling A. et al. 2025 Higher hospital volume is associated with lower mortality for patients with cardiogenic shock and mechanical circulatory support. Eur J Heart Fail Aug 2025; https://doi.org/10.1002/ejhf.70025
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DKG) vom 9. September 2025