Die EMPATICC-Studie spricht dafür, dass Krebspatient*innen im Palliativstadium von einer personalisierten Herzinsuffizienz-Therapie profitieren. Die Studie wurde im European Heart Journal publiziert.
Patient*innen mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen zeigen häufig Symptome, die an eine Herzinsuffizienz erinnern: Atemnot, Wassereinlagerungen, Schwäche. Inwieweit Funktionsverluste des Herzens mitverantwortlich sind für die eingeschränkte Lebensqualität onkologischer Palliativpatient*innen, ist bislang kaum erforscht. Evidenzbasierte Empfehlungen zum gezielten Einsatz moderner Herzinsuffizienz-Medikamente wie Sacubitril/Valsartan, Empagliflozin und Ivabradin gibt es nicht.
Vor diesem Hintergrund wurde unter Leitung von Prof. Tienush Rassaf, Universitätsklinikum Essen, die EMPATICC-Studie (EMPower the heArt of patients with TermInal Cancer using Cardiac medicines) – eine randomisierte plazebo-kontrollierte, doppelblinde Multizenter-Studie – durchgeführt. Eingeschlossen wurden insgesamt 93 Patient*innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung und deutlichen Hinweisen auf eine kardiale Beteiligung. Ziel war es herauszufinden, ob eine individuell angepassten Therapie mit modernen Herzmedikamenten die Lebensqualität in der Palliativsituation verbessern kann. Der primäre kombinierte Endpunkt umfasste die Tage, an denen sich die Patient*innen selbstständig waschen konnten,
die Gehfähigkeit sowie die subjektive Einschätzung des Wohlbefindens.
Nach 30 Tagen war im gesamten Studienkollektiv mit Blick auf diesen kombinierten Endpunkt kein signifikanter Unterschied zwischen Interventions- und Plazebo-Gruppe nachweisbar. Zu diesem Zeitpunkt waren 32 % der Patient*innen bereits verstorben. Bei den Patient*innen, die den kritischen Zeitraum von 30 Tagen überlebten, war dagegen sehr wohl ein Benefit festzustellen: In der Interventionsgruppe ergaben sich deutliche Verbesserungen der kardialen Biomarker (NT-proBNP minus 41%), der linksventrikulären Auswurffraktion (plus 2,9 Prozentpunkte) und der subjektiven Lebensqualität.
Die Autoren der Studie konstatieren, dass eine gezielte Herzinsuffizienz-Therapie das Potenzial besitzt, die Lebensqualität schwerkranker Krebspatient*innen zu verbessern. Sie regten an, Subgruppen zu identifizieren, die besonders profitieren, und – basierend auf einer Risikostratifizierung – eine personalisierte Herzinsuffizienz-Therapie standardmäßig für onkologische Palliativpatient*innen anzubieten.
Anker MS et al. Heart Failure Therapy in Patients with Advanced Cancer Receiving Specialized Palliative Care (EMPATICC trial). Eur Heart J. 2025; ehaf705. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf705. Epub ahead of print. PMID: 40884070.
Quelle: Pressemitteilung der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen vom 1. September 2025