Ein medikamentenbeschichteter Ballonkatheter ist bei de-novo-Koronarläsionen eine Alternative zum Stent. Das bestätigt eine jetzt publizierte internationale Studie an mehr als 3.300 Patient*innen.
Den medikamentenbeschichteten Ballonkatheter (Drug Coated Balloon, DCB) hat Prof. Bruno Scheller, Homburg, gemeinsam mit Prof. Ulrich Speck (emeritiert) entwickelt und sukzessive optimiert. Bruno Scheller ist Professor für Klinische und Experimentelle Interventionelle Kardiologie am Universitätsklinikum des Saarlandes und leitet dort das Herzkatheterlabor.
Bei dem inzwischen etablierten Therapieverfahren wird der Ballonkatheter mit Medikamenten beschickt, die beim Aufblasen des Ballons in die Gefäßwand gelangen und dort eine Wirkung über Wochen bis Monate entfalten. Die Medikamente sollen eine Re-Stenosierung verhindern. Während anfangs Paclitaxel und Zusatzstoffe zum Einsatz kamen, wird heute in erster Linie der antiproliferative und antiinflammatorische Wirkstoff Sirolismus in der Gefäßwand deponiert.
Mit Blick auf die Versorgung kleinlumiger Koronargefäße ist das Konzept durch Studien gut belegt: Das DCB-Verfahren ist der Versorgung mit medikamentenbeschichteten Stents (DES) gleichwertig oder sogar überlegen. Aber auch bei Stenosen größerer Koronargefäße stellt der DCB eine echte Alternative dar. Das bestätigt jetzt eine großangelegte internationale Studie, die auf dem TCT-Kongress in San Francisco vorgestellt wurde.
Studie bei Stenosen großlumiger Koronargefäße
Mehr als 3.300 Patient*innen mit de novo-Koronarläsionen wurden in die prospektive, randomisierte Studie „SELUTION DeNovo“ aufgenommen. Die erstmals stenosierten Herzkranzgefäße hatten einen Durchmesser von mehr als 2,75 Millimetern. Die Patient*innen der DES-Gruppe wurden klassisch behandelt und erhielten einen Stent. In der SELUTION-DEB-Gruppe wurden die betroffenen Gefäße dagegen mit einem Sirolimus-freisetzenden Ballon dilatiert, und nur bei unzureichendem Erfolg wurde ein Stent eingesetzt. Bei 80 % der Patient*innen konnte auf einen Stent verzichtet werden.
Primärer Endpunkt war das Target Vessel Failure (TVF). Mit TVF-Raten von 5,3 % bzw. 4,4 % erwies sich die SELUTION-DEB-Strategie der systematischen Stent-Implantation als nicht-unterlegen. Schwerwiegende Ereignisse wie Herztod und Läsionsthrombose waren in beiden Gruppen vergleichbar selten.
„Wir wissen, dass medikamentenbeschichtete Stents sehr sicher sind“, unterstreicht Prof. Scheller und bewertet die Kombination aus beschichtetem Stent und Ballon als auch in Zukunft bestmögliche Therapie für viele Patient*innen. Allerdings bestehe dadurch, dass der Stent und damit ein Fremdkörper dauerhaft im Gefäß verbleibt, mittel- und längerfristig das Risiko neuer Ereignisse. Der medikamentenbeschichtete Ballonkatheter eröffnet die Möglichkeit, auf die Installation eines Stents entweder ganz zu verzichten oder doch zumindest lange Stentstrecken zu vermeiden.
Originalpublikation: Spaulding C et al. One-year results of the SELUTION DeNovo trial comparing a strategy of PCI with a sirolimus-eluting balloon and provisional stenting versus systematic DES implantation to treat de novo coronary lesions. Transcatheter Cardiovascular Therapeutics (TCT) Congress 2025, San Francisco; Oral presentation, 26.10.2025
Quellen:
- Universität des Saarlandes, Pressemitteilung vom 30. Oktober 2025
- herzmedizin.de, Meldung vom 8. November 2025


