Im Rahmen des diesjährigen Kongresses der European Society of Cardiology (ESC) wurden neue Daten zu direkten oralen Antikoagulanzien vorgestellt. Der Wirkstoff Edoxaban hat Vorteile speziell bei älteren Patienten bzw. Patienten mit Komorbiditäten.
Bei Patienten mit Vorhofflimmern und koronarer Herzkrankheit hat sich in den letzten Jahren zunehmend eine antithrombotische Monotherapie mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOACs)etabliert. Die Datenlage war bisher allerdings dünn, entsprechend gibt die aktuelle ESC-Leitlinie nur eine IIIB-Empfehlung.
Jetzt gibt es zu dieser Indikation neue Studienergebnisse: In der in Südkorea durchgeführten EPIC-CAD-Studie [1] wurde Edoxaban (Lixiana®) bei Patienten mit Vorhofflimmern und stabiler KHK geprüft. Die Patienten hatten entweder noch keine perkutane Koronarintervention (PCI) erhalten, oder die letzte PCI lag mindestens sechs Monate zurück. Ein akutes Koronarsyndrom durfte laut Einschlussbedingungen innerhalb des letzten Jahres vor Studienbeginn nicht aufgetreten sein.
Vorhofflimmern plus KHK
Die Patienten wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt: 524 Patienten wurden mit einer Edoxaban-Monotherapie behandelt und 516 mit einer Kombinationstherapie aus Edoxaban plus ASS oder Clopidogrel. Die Patienten nahmen 60 mg Edoxaban einmal täglich ein. Bei einem Körpergewicht ≤ 60 kg, einer Kreatinin-Clearance von 15–50 ml/min oder zusätzlicher Therapie mit P-Glykoprotein-Hemmern wurde die Dosis auf 30 mg reduziert.
Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, systemischer Embolie, Revaskularisation der Koronararterien sowie schweren Blutungen. Ein so definiertes Ereignis war nach einem Jahr bei 16,2 % der Patienten mit kombinierter Therapie aufgetreten, aber nur bei 6,8 % unter der Edoxaban-Monotherapie (HR 0,44). Den Unterschied machten dabei schwere Blutungen: Schwere bzw. klinisch relevante Blutungen erlitten 23 Patienten (4,7 %) unter Monotherapie und 70 Patienten (14,2 %) unter Kombinationstherapie (HR 0,34). Ischämische bzw. thrombotische Ereignisse waren in beiden Gruppen gleich häufig.
Vorhofflimmern plus Frailty
In einem Satellitensymposium zum diesjährigen ESC-Kongress wurde auf die Wirksamkeit und Sicherheit von Edoxaban bei älteren Patienten bzw. Patienten mit Komorbiditäten fokussiert. Die Real-World-Studie ETNA-AF belege unter anderem, dass Edoxaban auch bei alten Menschen mit Gebrechlichkeit (Frailty) effektiv und sicher sei, so Prof. Rónán Collins, Dublin. Gebrechlichkeit sei kein Hinderungsgrund für eine Antikoagulation mit DOACs, allerdings sollten die Patienten engmaschig betreut werden.
Die nur einmal tägliche Anwendung sowie die Möglichkeit der Dosisanpassung sind Vorteile von Edoxaban besonders auch bei älteren Patienten bzw. Patienten mit Begleiterkrankungen. Die Option, die Dosis reduzieren zu können, ist laut Prof. Jeffrey Weitz, Hamilton, Kannada, ein Argument, diesen Wirkstoff bei niedrigem Körpergewicht zu bevorzugen.
Vorhofflimmern plus Niereninsuffizienz
Auch bei eingeschränkter Nierenfunktion gebe es relevante Unterschiede zwischen verschiedenen DOACs, so Prof. Peter Rossing, Kopenhagen. Manche Substanzen können bei einer Kreatinin-Clearance < 30 ml/min nicht eingesetzt werden. Edoxaban dagegen eignet sich in der reduzierten 30mg-Dosis zur Behandlung von Patienten mit einer Kreatinin-Clearance von 15 bis 49 ml/min.
Literatur:
- Cho MS et al. Edoxaban Monotherapy for AF and Stable Coronary Disease. N Engl J Med 2024; epub ahead of print
Quelle: Pressemitteilung von Daiichi-Sankyo vom 11. September 2024