Bei Herzinsuffizienz ein Pflaster drauf

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Ein Herz mit zwei Pflastern überkreuz wird in der Mitte von zwei Händen gehalten
Quelle: © BillionPhotos.com — stock.adobe.com

Das „Herzpflaster“ besteht aus Herzmuskelzellen, die im Labor aus Stammzellen gezüchtet wurden. Es wird bereits in einer klinischen Studie bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz erprobt. Jetzt wurden die Erfinder dieses innovativen und weltweit einmaligen Therapieansatzes mit dem Preis der Deutschen Hochschulmedizin ausgezeichnet.

„Durch die Implantation von funktionellem Herzgewebe aus induzierten pluripotenten Stammzellen, umgangssprachlich als Herzpflaster oder wissenschaftlich als Engineered Human Myocardium (EHM) bezeichnet, beabsichtigen wir erstmalig und dabei zusätzlich zu einer optimalen medizinischen Therapie Herzmuskelgewebe wieder aufzubauen, um so die Pumpkraft des geschwächten Herzens nachhaltig zu steigern“, erklärt Prof. Dr. Wolfram-Hubertus Zimmermann, einer der Erfinder des Herzpflasters. An der Entwicklung waren Wissenschaftler der Universitätsmedizin Göttingen und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein beteiligt, die jetzt als Team mit dem Preis der Deutschen Hochschulmedizin ausgezeichnet wurden.

Aus Stammzellen gezüchtete Herzmuskelzellen

So funktioniert das „Tissue Engineering“: Aus Nabelschnurblut werden durch Reprogrammierung induzierte pluripotente Stammzellen hergestellt, aus denen dann im nächsten Schritt Herzmuskelzellen und Bindegewebszellen gezüchtet werden. Als maximale sichere Dosis wurden 800 Millionen Zellen als 20 g-Herzpflaster definiert. In einem minimal invasiven Eingriff, der rund 90 Minuten dauert, wird das Pflaster auf den Herzmuskel aufgenäht. Da es sich bei den Herzpflastern um Allografts handelte, benötigten die Patienten nach der Transplantation eine Immunsuppression.

Nach sechsjähriger Entwicklungsdauer wurde im Dezember 2020 die klinische Prüfung des Herzmuskelaufbaus über menschliche Stammzellen durch das Paul-Ehrlich-Institut genehmigt. Seit März 2021 werden Patient:innen mit schwerer Herzinsuffizienz (NYHA III und IV) im Rahmen der klinischen Studie BioVAT-HF-DZHK20 (Biological Ventricular Assist Tissue in Terminal Heart Failure) mit dem Herzpflaster behandelt. Die Studie wird vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gefördert.

Patienten der BioVAT-HF-DZHK20-Studie, die auf der Warteliste für eine Herztransplantation stehen, bleiben vorgemerkt. Mit einem Pflaster versorgte Herzen von im weiteren Verlauf transplantierten Patienten wurden histopathologisch untersucht und dabei zeigte sich, dass neues Muskelgewebe aufgebaut und auch vaskularisiert wurde. Detaillierte klinische Daten der BioVAT-HF-DZHK20-Studie wurden erstmals beim Kongress der American Heart Association (AHA) im November 2023 vorgestellt.

Jetzt wurde das Projekt mit dem Preis der Deutschen Hochschulmedizin ausgezeichnet. Der mit 25.000 EUR dotierte Preis wird jährlich vom Medizinischen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) vergeben. Er würdigt den Innovationscharakter von Forschungsprojekten und deren Translation in die Patientenversorgung sowie die gesellschaftliche Tragweite medizinischer Errungenschaften.

Quellen:
Pressemitteilung des Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung vom 4. November 2024
Pressemitteilung der Deutschen Hochschulmedizin vom 1. November 2024

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