Jojo-Effekt: Fettzellen wehren sich gegen magere Zeiten

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Ein ganzer grüner Apfel und eine Apfelkerngehäuse und die eine Maßband gewickelt ist.
Quelle: ©karepa - stock.adobe.com

Der Jojo-Effekt macht es Abnehmwilligen schwer, dauerhaft Gewicht zu verlieren. Nach der Diät sind die Pfunde oft schnell wieder drauf. Dann geht es wieder runter mit der nächsten Diät und so weiter und so fort. Jetzt haben Forscher einen relevanten molekularen Mechanismus entdeckt: Fettzellen erinnern sich via epigenetischer Programmierung an die „besseren Zeiten“ und wollen da wieder hin.

Das Problem beim Abnehmen ist weniger, das Gewicht zu reduzieren. Die weitaus größere Herausforderung besteht darin, das reduzierte Gewicht auf Dauer zu halten. Gerne wird mangelnde Willenskraft unterstellt, wenn Übergewichtige nach Diäten wieder zunehmen.  Den Jojo-Effekt halten viele für eine faule Ausrede.

Doch das ist er nicht. Es ist tatsächlich so, dass sich der Körper gegen das neue Gewicht zur Wehr setzt und bestrebt ist, das alte Gewicht wieder herzustellen. Das kann man an den Genen ablesen, wie jetzt ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Ferdinand von Meyenn, Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, herausgefunden ist.

Epigenetisches „Gedächtnis“

Die Forscher scheinen einen Schlüsselmechanismus des Jo-Jo-Effekts entdeckt zu haben. Sie  haben am Tiermodel und auch am Menschen untersucht, wie Adipozyten (Fettzellen) auf eine starke Gewichtsreduktion reagieren. RNA-Analysen – Einzelkern-RNA-Sequenzierung, um genau zu sein – machten sichtbar, welche Gene in Fettzellen transkribiert werden, d.h. welche Gene aktiv sind.

Die Forscher analysierten das Transkriptom in Fettzellen von Menschen, die sich wegen Adipositas einer bariatrischen Operation unterzogen hatten. In der Folge nahmen die Patienten massiv ab. Die RNA-Analysen erfolgten vor und zwei Jahre nach der OP. Dabei stellte sich heraus, dass die Fettzellen eine epigenetisches Gedächtnis besitzen: Die Muster der Genaktivität veränderten sich im Zuge der Gewichtsabnahme nicht maßgeblich.

Das ist deshalb überraschend, weil Fettzellen bei starkem Übergewicht anders programmiert sind als bei niedrigem Körpergewicht. Dadurch, dass nur bestimmte Gene abgelesen werden, können Zellen ihren Funktionszustand ändern. Die Gene, die in einer Zelle aktiv sind, werden epigenetisch markiert, und bei Bedarf wird die in den gekennzeichneten Genen verschlüsselte Information abgerufen. In Fettzellen von übergewichtigen Menschen finden sich – im Vergleich zu schlanken Menschen – veränderte Muster der Genaktivität, die dazu führen, dass sich die Adipozyten anders verhalten. Fettzellen „im dicken Zustand“ konsumieren zum Beispiel mehr energiereiche Nahrungsbestandteile.

Nun würde man vermuten, dass die Zellen zurückprogrammiert werden, wenn es mit dem Gewicht abwärts geht. Aber genau das scheint nicht zu passieren. Die Fettzellen verharren im dicken Funktionszustand, weil die epigenetische Markierung der Gene erhalten bleibt. Fettzellen von Mäusen und Menschen, die abgenommen haben, weisen ähnliche genetische Aktivitätsmuster auf wie vor der Gewichtsreduktion. Das führt dazu, dass die Fettzellen „Verhaltensweisen“ an den Tag legen, die eine rasche erneute Gewichtszunahme fördern.

Quelle: Hinte, L et al: Adipose tissue retains an epigenetic memory of obesity after weight loss. Nature 2024. https://doi.org/10.1038/s41586-024-08165-7

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Quelle: Adobe Stock - Jacob Lund

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