Der Einsatz eines linksventrikulären Herzunterstützungssystems fördert bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz die Regeneration von Herzmuskelzellen. Das zeigt eine Studie, die am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen durchgeführt wurde.
In der Studie wurden Gewebeproben des Herzmuskels von Patientinnen mit schwerer Herzinsuffizienz analysiert, bei denen eine Herztransplantation durchgeführt worden war. 28 Patienten waren vor der Herzentnahme mit einem linksventrikulären Herzunterstützungssystem (LVAD) behandelt worden. 24 Kontrollpatienten hatten keine LVAD-Therapie erhalten. Das LVAD ist eine mechanische Pumpe, die chirurgisch am linken Ventrikel angeschlossen wird und einen Teil der Pumpfunktion übernimmt. Die Regenerationsfähigkeit der Herzmuskelzellen ist bei schwerer Herzinsuffizienz stark eingeschränkt. Durch mechanische Unterstützung lässt sich die Erneuerungsrate jedoch ankurbeln, wie Dr. Olaf Bergmann mit seiner Arbeitsgruppe „Regenerative Pharmakologie“ am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen zeigen konnte. Bei 15 der 28 Patientinnen, die mit einem LVAD behandelt worden waren, war eine gesteigerte Erneuerung der Kardiomyozyten festzustellen. Die Rate war rund sechsmal höher als bei nicht behandelten Patienten. Allerdings sprachen nicht alle Patienten in diesem Sinne auf die LVAD-Therapie an.
Ausgeklügelte Methodik
Um die Zellerneuerungsrate zu bestimmen, wendete die Göttinger Arbeitsgruppe eine ungewöhnliche innovative Methode an: Die Forscher analysierten die Menge an radioaktivem Kohlenstoff in der DNA der Herzmuskelzellen. Das Isotop C-14 gelangte bei Kernwaffentests Mitte des letzten Jahrhunderts in die Atmosphäre und ist heute noch in Spuren in der menschlichen DNA nachweisbar. Anhand der nachgewiesenen Menge des radioaktiven Kohlenstoffs in der DNA der Herzmuskelzellen konnten die Forscher deren Alter und die Erneuerungsrate präzise berechnen.
Die bei mehr als der Hälfte der LVAD-behandelten Patienten beobachtete gesteigerte Regeneration der Herzmuskelzellen dürfte auf die mechanische Entlastung zurückzuführen sein, die bessere Bedingungen für eine Erholung schafft. Bei den Respondern war ein „reverse remodeling“ zu beobachten. Das heißt, die krankhafte Vergrößerung des Herzmuskels bildete sich teilweise zurück.
Quelle: Pressemitteilung der Universitätsmedizin Göttingen vom 18. Dezember 2024
Derks W et al. A latent cardiomyocyte regeneration potential in human heart disease. Circulation 2024